Vielfalt, Kultur & weltweite Highlights
11.09.2025
Aus München hinaus in die Welt: Was einst auf der Theresienwiese begann, hat längst neue Bühnen gefunden. Heute tanzen in Ontario Blaskapellen durch die Straßen, in Blumenau verschmilzt bayerische Tradition mit tropischer Lebensfreude, in Cincinnati stemmen Hunderttausende die Maßkrüge, und in Qingdao funkeln blau-weiße Girlanden zwischen Pagodendächern.
Überall entstehen Feste, die den Geist der Wiesn bewahren und doch ihre eigene Handschrift tragen – mal mit regionaler Küche, mal mit neuen musikalischen Einflüssen, immer aber mit derselben Freude am Beisammensein. Internationale Oktoberfeste sind damit mehr als Nachahmungen: Sie sind lebendige Weitererzählungen einer Tradition, die Menschen weltweit verbindet.
Inhaltsverzeichnis
- München als Ursprung: Das Original auf der Theresienwiese
- Oktoberfeste weltweit im Überblick
- Nordamerikanische Oktoberfeste: Kitchener–Waterloo, Cincinnati & La Crosse
- Oktoberfest in Brasilien: Blumenau
- Asiatisches Oktoberfest: Qingdao
- Europäische Oktoberfeste: Züri Wiesn
- Fazit: Ein Fest, das Grenzen überwindet

München als Ursprung: Das Original auf der Theresienwiese
Jedes Jahr ab Ende September verwandelt sich die Münchner Theresienwiese in ein Meer aus Farben, Klängen und Traditionen. Vierzehn prächtig geschmückte Festzelte bilden den Mittelpunkt: mit kunstvollen Girlanden, bemalten Holztafeln und funkelnden Lichterketten, die schon von außen festliche Vorfreude wecken. Drinnen laden lange Eichentische zum geselligen Beisammensein ein, wo Maßkrüge im warmen Schein der Beleuchtung glänzen und die Tracht in all ihren Facetten das Bild prägt – vom farbenfrohen Dirndl bis zur kunstvoll bestickten Lederhose.
Offiziell eröffnet wird das Fest mit dem Anstich durch den Münchner Oberbürgermeister, gefolgt vom traditionellen „O’zapft is!“. Ab diesem Moment erfüllt ein Klangteppich aus Blasmusik die Zelte, und das gemeinsame Prosit vereint Gäste aus aller Welt. Klassiker wie Hendl, frische Brezn und Weißwurst mit süßem Senf gehören ebenso dazu wie das goldene Maß Bier, das im Oompah-Rhythmus der Kapellen erhoben wird.
Wer tiefer eintauchen möchte, entdeckt schnell, dass die Wiesn ihre eigenen Regeln kennt – von offiziellen No-Gos bis zu stillschweigenden Benimmregeln –, und dass auch modische Fehltritte leicht vermieden werden können. Für alle, die ihr Outfit abrunden möchten, geben Beiträge zu Accessoires für Damen (Link zum Magazinbeitrag) und Accessoires für Herren (Link zum Magazinbeitrag) Inspiration. Ergänzend bietet ein Überblick zur Herkunft und Bedeutung des Oktoberfests (Link zum Magazinbeitrag) den historischen Rahmen, vor dem das Münchner Original Jahr für Jahr seine unverwechselbare Strahlkraft entfaltet.
Oktoberfeste weltweit im Überblick
Von Nordamerika bis Asien: Zahlreiche Städte weltweit haben das Oktoberfest auf ihre eigene Weise übernommen und bereichern es mit regionalen Besonderheiten. Ob kanadische Erntedank-Paraden, brasilianische Sambaklänge oder Schweizer Jodelchöre, überall begegnen sich bayerisches Brauchtum und lokale Kultur. Maßkrüge, Trachten und Blasmusik schaffen einen vertrauten Rahmen, während landestypische Spezialitäten und Programme neue Akzente setzen. So bleibt die unverkennbare Stimmung der Münchner Wiesn erhalten, entfaltet jedoch immer wieder eine individuelle Note, die jedes Fest einzigartig macht.
Nordamerikanische Oktoberfeste: Kitchener–Waterloo, Cincinnati & La Crosse
In Ontario zeigt sich, wie ein Stück Bayern auch nordamerikanischen Boden prägt: Das Kitchener–Waterloo Oktoberfest – Kanadas größtes deutsches Volksfest – zieht jährlich rund 700 000 Besucher an und zählt damit zu den größten Oktoberfesten weltweit. Ein Höhepunkt ist die farbenprächtige Thanksgiving-Day-Parade, die im gesamten Land live übertragen wird. In traditionellen Festhallen hallt die Musik, während Trachten, herzhaftes Essen und die Stimmung der Gemütlichkeit („Gemütlichkeit“ wird sogar auf Bussen als Begrüßung angezeigt) eine Brücke zwischen bayerischer Tradition und kanadischer Gastfreundschaft schlagen.
Ganz anders wirkt das Oktoberfest Zinzinnati – das größte in den USA und das zweitgrößte weltweit. Seit 1976 zieht es zehntausende Besucher in Cincinnatis Innenstadt: Maßkrugstemmen, Bratwurst, Live-Bands auf mehreren Bühnen und sogar der berühmte „Chicken Dance“ (in den 1980ern aus der „Ententanz“-Tradition übernommen) gehören zur Essentials-Zeremonie. Jedes Jahr belebt das Fest das Stadtbild mit knapp über 800 000 Gästen und aus einem lokalen Erbe hat sich eine Großstadtextravaganz entwickelt.
Etwas familiärer geht es in La Crosse, Wisconsin, zu. Dort findet seit 1961 ein Oktoberfest statt, das jedes Jahr rund 150 000 Besucher anzieht. Der „Tapping of the Golden Keg“ eröffnet die Feierlichkeiten, gefolgt von farbenprächtigen Paraden, Blasmusik, Polka-Tanz und launigen Wettbewerben wie dem „Dachshund Dash“. Hier zeigt sich, wie tief verwurzelt deutsch-amerikanische Kultur in einer kleineren Stadt lebendig bleibt – mit einem besonderen Fokus auf Gemeinschaft und regionaler Verbundenheit.
Oktoberfest in Brasilien: Blumenau
In Brasilien entfaltet sich die Wiesn auf tropischem Boden – in Blumenau, einer Stadt, die sich als „Tropical Germany“ versteht. Das Oktoberfest dort blickt auf eine Geschichte zurück, die von großer Hoffnung getragen ist: Nach verheerenden Überschwemmungen 1983/84 sollte das Fest zur Wiederbelebung der Region beitragen. 1984 zum ersten Mal gefeiert, hat es sich zu einem Ereignis entwickelt, das jährlich über 600 000 Besucher anzieht – nur München übertrifft es noch an Größe weltweit.
In der liebevoll gestalteten Kulisse des Parque Vila Germânica entfalten sich 18 Tage voller Musik, Tanz und Genuss. Volksgruppen führen traditionelle Tänze auf, Schützenvereine treten gegeneinander an und die Braukunst lebt in lokalen Biersorten weiter. Typische Figuren wie „Fritz“ und „Frida“ oder das Symbolpaar „Vovó e Vovô Chopão“ verleihen dem Fest zusätzliches Flair.
Obwohl Traditionen der bayerischen Heimat erkennbar sind, zeigt sich in bunten Trachten, folkloristischen Programmen und brasilianischer Lebensfreude eine eigene Identität. Das Oktoberfest in Blumenau ist so Ausdruck einer Kultur, die fremde Wurzeln nicht nur bewahrt, sondern mit neuer Lebendigkeit weiterträgt.
Asiatisches Oktoberfest: Qingdao
Das Qingdao International Beer Festival (Qīngdǎo Guójì Píjiǔ Jié) findet jedes Jahr von Mitte bis Ende August statt und geht auf das Jahr 1897 zurück. Seinen Anfang nahm es als kleines Zusammentreffen deutscher Siedler, hat sich aber über die Jahre zu einem drei Wochen dauernden Großereignis entwickelt. Heute strömen jährlich drei bis vier Millionen Menschen auf das Gelände, das von Girlanden in Weiß und Blau geschmückt ist. Inmitten chinesischer Pagodendächer und moderner Pavillons entsteht so eine Festkulisse, die westliche wie östliche Elemente harmonisch vereint.
Der heutige Festivalverlauf verbindet historisches Brauchtum mit modernen Veranstaltungskonzepten. Dabei vereinigen sich traditionelles Brauhandwerk nach dem deutschen Reinheitsgebot und lebendige chinesische Festbräuche. Klassische Bierzelte bieten Raum für geselliges Beisammensein, während offene Bühnen Pop- und Techno-Künstler präsentieren. Kulinarisch stehen gegrillter Tintenfisch und lokales Qingdao-Bier im Vordergrund. Die moderne Ausrichtung spiegelt sich in DJ-Sets mit Pop- und Techno-Klängen wider, während die Dekoration bayerische Motive aufgreift. 2025 dauert das Fest vom 18. Juli bis 16. August.
Europäische Oktoberfeste: Züri Wiesn
Vom 25. September bis 18. Oktober wird die Züri Wiesn in der Haupthalle des Zürcher Hauptbahnhofs in eine lebendige Festarena verwandelt. Breit geflochtene Girlanden in Blau und Weiß treffen hier auf heimische Rot- und Gelbtöne, während sanftes Laternenlicht die massiven Fichtentische in warmes Glühen taucht. Blumengestecke aus Alpenrosen und Enzian setzen dezente Farbakzente und unterstreichen die ausgewogene Verbindung bayerischer Dekorfiligranität mit schweizerischem Feinsinn.
Statt reiner Blasmusik erklingen die Stimmen lokaler Jodelchöre, deren klare Intervalle und harmonische Überblendungen die Halle erfüllen. Bier-Sommeliers präsentieren bernische Lagerbiere ebenso wie helle Ales, deren Malzaromen und feine Hopfennoten neue Geschmackserlebnisse bieten. Dazu werden geschmolzenes Raclette und ausgewählte Schweizer Biere gereicht. Moderierte Jodel-Performances prägen die Musik, während Trachten in den Farben der Schweizer Flagge für regionale Akzente sorgen.
An kunstvoll geschnitzten Alphörnern darf gelauscht werden und spontane Jodel-Workshops laden zum Selbersingen ein. Reisende und Einheimische begegnen sich in diesem urbanen Saal, genießen den Austausch und tauchen für wenige Wochen in eine Kultur ein, die klare Rhythmen und herzlichen Miteinander verbindet.
Fazit: Ein Fest, das Grenzen überwindet
Ob in München, Blumenau, Cincinnati oder Qingdao – überall trägt das Oktoberfest den gleichen Kern in sich: Gemeinschaft, Musik, Tracht und die Freude am Feiern. Doch jedes Fest fügt eigene Farben hinzu, von brasilianischer Leichtigkeit über nordamerikanische Volksfeststimmung bis hin zu asiatischer Moderne. So entsteht ein weltweites Mosaik, das zeigt, wie lebendig sich Tradition entfalten kann.
Am Ende aber bleibt die Theresienwiese das Herz der Wiesn. Von hier aus hat sich ein Brauchtum auf den Weg gemacht, das Grenzen überschreitet und Menschen aller Kulturen verbindet – ein Fest, das Vergangenheit und Gegenwart, Bayern und die Welt auf einzigartige Weise zusammenführt.